Markus Thiele

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Markus Thiele (2019)

Markus Thiele (geboren 1971 in Hildesheim[1]) ist ein deutscher Schriftsteller.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Markus Thiele studierte Rechtswissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen und absolvierte sein Referendariat am Oberlandesgericht Celle[2] und am Oberlandesgericht Braunschweig. Nach seiner Promotion zu einem strafrechtlichen Thema ließ er sich in Göttingen als selbstständiger Rechtsanwalt nieder. Seit 2013 ist er einer der geschäftsführenden Gesellschafter der Anwaltsgesellschaft Kleinjohann in Rosdorf. Er ist Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, Arbeitsrecht und gewerblichen Rechtsschutz. Zudem liegt einer seiner beruflichen Schwerpunkte auf dem Vergaberecht.[2]

Im Jahr 2007 begann er, sich dem belletristischen Schreiben zu widmen, es entstanden erste Kurzgeschichten. Für seinen Text Heimweh erhielt er 2009 den Wiener Werkstattpreis.[3] 2012 wurde er für seine Novelle Die Leuchtturmwärterin mit dem Publikumspreis des Kulturpreises des Landkreises Göttingen ausgezeichnet.[4] Es folgte 2013 mit dem ersten Roman Dreizehn Tage am Meer die Geschichte zweier Brüder, die sich nach zwanzig Jahren der Trennung wiedersehen und ihre gemeinsame Vergangenheit aufarbeiten, um in ihrer jeweiligen Gegenwart zu bestehen.

Mit dem 2020 erschienenen Roman Echo des Schweigens wendete sich Thiele dem Bereich des True Crime zu. Er verarbeitet in der Geschichte um den (fiktionalen) Hamburger Strafverteidiger Hannes Jansen den Tod des Sierra Leoners Oury Jalloh, der 2005 – gefesselt an Händen und Füßen – in einer Gewahrsamszelle im Dessauer Polizeigebäude verbrannte. In der Zeitung Der Freitag hieß es in einer Rezension, Thiele habe das Zeug zu einem Autor anspruchsvoller Unterhaltungsliteratur.[5]

2021 folgte der Roman Die Wahrheit der Dinge. Darin wird der Fall der Marianne Bachmeier mit dem Amadeu Antonios insofern zueinander ins Verhältnis gesetzt, als in der jeweiligen Wechselwirkung der Frage nachgegangen wird, was Wahrheit tatsächlich bedeutet und ob die Begriffe Recht und Gerechtigkeit eine Korrelation aufweisen.[6]

Der 2022 erschienene Roman Die sieben Schalen des Zorns greift das Thema der Strafbarkeit aktiver Sterbehilfe an einer schwer an Alzheimerdemenz erkrankten Frau auf.[7] Der fiktionale Text basiert auf einem wahren Fall aus den Niederlanden,[8] bei dem eine Ärztin vom Vorwurf des Mordes an einer ihrer Patientinnen freigesprochen wurde.[9]

2024 erschien Zeit der Schuldigen. Auch in diesem Roman werden reale Justizfälle mit fiktionalen Elementen verbunden. Grundlage der Geschichte bildet der Fall der Frederike von Möhlmann, einer im Jahr 1981 siebzehnjährigen Schülerin, die auf dem Heimweg von Celle nach Hambühren vergewaltigt und ermordet wurde. Der mutmaßliche Täter, Ismet H., wurde zunächst vom Landgericht Lüneburg zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Bundesgerichtshof (BGH) hob das Urteil jedoch wegen Mängeln in der Beweisaufnahme auf und verwies die Sache an das Landgericht Stade zurück. Dieses sprach H., nach ergänzender Beweisaufnahme, 1983 frei. Der Freispruch wurde rechtskräftig. Seither versuchte der Vater der ermordeten Frederike, Hans von Möhlmann, den wahren Täter zu finden und verurteilen zu lassen – ohne Erfolg. Eine Gesetzesänderung im Jahr 2022 (Einführung des § 362 Nr. 5 StPO), die es ermöglichen sollte, bei nicht verjährbaren Straftaten wie Mord und bei Vorliegen neuer Beweise, die einen dringenden Tatverdacht begründen, ein Strafverfahren auch zu Ungunsten eines Beschuldigten wieder aufzunehmen, wurde mit Urteil vom 31. Oktober 2023 vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt[10].

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Markus Thiele – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Markus Thiele im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  2. a b Dr. Markus Thiele. In: Rechtsanwälte Kleinjohann. Abgerufen am 7. Juni 2023.
  3. Preisträger. In: Wiener Werkstattpreis. Abgerufen am 6. Juni 2023.
  4. Landkreis vergab im Alten Rathaus den Kulturpreis 2012 und 5100 Euro. 8. November 2012, abgerufen am 6. Juni 2023.
  5. Joachim Feldmann: Krimi - Nur ein Knalleffekt zu viel. In: Der Freitag. ISSN 0945-2095 (freitag.de [abgerufen am 7. Juni 2023]).
  6. Ralf Julke: Die Wahrheit der Dinge: Die Suche des Richters Frank Petersen nach der Grenze zwischen Recht und Gerechtigkeit. In: Leipziger Zeitung. 27. April 2021, abgerufen am 6. Juni 2023.
  7. Markus Thiele. In: Buchkultur. 29. April 2022, abgerufen am 8. Juni 2023 (deutsch).
  8. Süddeutsche Zeitung: Aktive Sterbehilfe bei Demenzkranken zulässig. 21. April 2020, abgerufen am 6. Juni 2023.
  9. Swanhild Brenneke: Sollte aktive Sterbehilfe wirklich immer strafbar sein? In: PRO - Das christliche Medienmagazin. 27. April 2022, abgerufen am 6. Juni 2023.
  10. 2 Senat Bundesverfassungsgericht: Bundesverfassungsgericht - Entscheidungen - Die gesetzliche Regelung zur Wiederaufnahme des Strafverfahrens zuungunsten des Freigesprochenen in § 362 Nr. 5 StPO ist verfassungswidrig. 31. Oktober 2023, abgerufen am 29. Februar 2024.